Eine Berichtszusammenfassung über den 14. Engagement-Fachtag von Dawood Erfan
Vor einiger Zeit wurde ich durch das Programm ESI (Elisabeth‑Selbert‑Initiative, Sondermodul, ifa) für ein zweimonatiges Praktikum bei der Organisation RAA Hoyerswerda/Ostsachsen e.V. (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven e.V.) ausgewählt.
Seit einigen Tagen arbeite ich als Praktikant bei dieser regionalen Nichtregierungsorganisation in Hoyerswerda im Bundesland Sachsen, Deutschland. Diese Institution ist in den Bereichen Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven tätig.
Ich habe viele Jahre in Afghanistan in Institutionen gearbeitet, die RAA ähneln, und ich habe stets den Wunsch gehabt, ähnliche Arbeit in anderen Ländern aus nächster Nähe zu sehen und sie mit der zwanzigjährigen Erfahrung der Zivilgesellschaft in Afghanistan zu vergleichen. Dieser Vergleich ist für mich wichtig, da viele Fragen zum Scheitern der Demokratie in Afghanistan bestehen.
Am 19. September 2025 fand der vierzehnte Fachtag für freiwilliges Engagement statt. Mindestens sechs Organisationen nahmen an diesem Programm teil, und unsere Organisation war eine der veranstaltenden. Die Konferenz, die dreieinhalb Stunden dauerte, umfasste fünf wichtige Workshops:
Das Programm wurde gut angenommen und mit bemerkenswerter Ordnung durchgeführt. Ein kompetenter Moderator leitete das Programm, und die Redner*innen äußerten ihre Sichtweisen mit Herzlichkeit und Leichtigkeit. Vier unterstützende Organisationen stellten ebenfalls ihre Programme für Interessierte vor. Meine Kollegin Cindy Paulick präsentierte auch das Projekt Partnerschaften für Demokratie des Bundesprogramms Demokratie leben!
Botschaften, Lektionen und Erfahrungsvergleich
Wir haben in Afghanistan fünf Entwicklungsperioden und zwei demokratische Phasen durchlebt – und in allen sind wir gescheitert. Unsere letzte demokratische Erfahrung, bekannt als „Post-Bonn‑Demokratie“, dauerte zwanzig Jahre; zwanzig Jahre, die mit militärischer und finanzieller Unterstützung der internationalen Gemeinschaft einhergingen.
An dieser Stelle ist es nicht mein Ziel, die Gründe für dieses Scheitern zu untersuchen, sondern ich möchte meine Beobachtungen und Erfahrungen aus der Arbeit mit der Zivilgesellschaft Afghanistans und die Herausforderungen erörtern, denen unsere junge Demokratie gegenüberstand.
Ich beginne mit einer Erinnerung:
Ich erinnere mich, dass ich in einer lokalen Organisation in der Stadt Farah arbeitete. Für ein kleines Projekt zur Stärkung der Frauen hatten wir eine Sitzung mit einem Verantwortlichen einer Institution, die Projekte in Afghanistan finanziert. Dieser Verantwortliche bestand darauf, dass unsere Organisation 30 % der Projektkosten selbst trägt. Aber wir hatten wirklich nicht die Mittel dafür, da wir nicht über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügten.
Als wir unser Problem darlegten, fragte der Verantwortliche: „Wie viele Menschen leben in dem Viertel, in dem Sie tätig sind?“ Wir antworteten: Zehntausend. Er sagte: „Wenn von diesen zehntausend Menschen zweitausend monatlich einen Dollar spenden würden, hätten Sie kein Problem, einen Teil der Kosten Ihrer Organisation zu decken. Warum bitten Sie die Menschen nicht um Hilfe?“
Diese Frage zu beantworten war schwierig, denn dieser Verantwortliche war sich der sozioökonomischen Situation Afghanistans und der herrschenden Kultur in unserer Gesellschaft nicht bewusst. Unsere Erklärungen, dass die Menschen an solchen Projekten nicht teilnehmen, konnten ihn nicht überzeugen.
Deshalb ist der kulturelle und soziale Rahmen der Demokratie die wichtigste Variable für ihren Erfolg oder ihr Scheitern.
Ein Vergleich der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen Deutschland und Afghanistan mag vielleicht nicht vollständig gerecht sein, aber beide Umgebungen können Lektionen für Demokratie‑ und Menschenrechtsaktivist*innen in entwickelten und sich entwickelnden Ländern bieten. Hier sind einige der Lektionen, die ich aus einer „gewöhnlichen“ Konferenz gelernt habe:
Beobachtungen und Lektionen
Schlusswort
Meine Erfahrungen in Afghanistan und meine Studien über Länder des Globalen Südens zeigen: Wir möchten große Dinge leisten, aber oft schenken wir kleinen Dingen nicht genügend Aufmerksamkeit.
Dabei entsteht das Gesamtbild der Entwicklung gerade aus vielen kleinen Puzzleteilen. Jedes kleine Projekt ist ein Teil dieses großen Ganzen und muss sorgfältig und abgestimmt seinen Platz finden.
Individuelle und kollektive Anstrengungen mit kleinen, beständigen Schritten können zu guten Ergebnissen führen. Wir müssen von den Erfahrungen anderer Völker lernen, damit wir die vielfältigen Probleme, denen wir ausgesetzt sind, überwinden können.